Ein Kind, du, ich, kommt auf die Welt, voller Neugier, mit einem starken Willen zu leben, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Alles in ihm ist geöffnet, bereit dieses Leben zu entdecken.
Dieses Kind wird geboren mit einer größtmöglichen Willensstärke. Es will laufen lernen, sprechen lernen. Und dieses Kind lernt in kürzester Zeit, wie ein Hochleistungs-Computer, all diese Dinge, Fertigkeiten, die es benötigt, sein Leben zu er-leben.
Alle seine Kanäle sind geöffnet, um dieses, sein Leben zu meistern. Ist willens diesem Leben sein volles Vertrauen zu schenken. Willens seine eigenen Erfahrungen zu machen. Dieses Kind ist so offen für diese Welt, so bereit-willig sich bestmöglich einzubringen.
So lange, bis die Erwachsen kommen, bis die Schule kommt, um ihm seinen ur-eigenen Willen austreibt. Es soll ja behütet und beschützt sein, aufs Leben vorbereitet werden. Aber welches Leben? Ein Leben, das es nach den Vorstellungen und Erfahrungen seiner Eltern, seiner Lehrer, der Politiker, der Wirtschaft führen soll?
Doch haben wir uns mal die Mühe gemacht, die Zeit genommen den Kindern zu zuhören? Sie beobachtet, wenn sie mit anderen Kindern spielen? Wenn sie streiten? Wie sie kinderleicht Konflikte lösen? Mit welcher Freude sie auf Entdeckungstour gehen, um das Leben zu erforschen, um eben ihre eigenen Erfahrungen zu machen?
Mit dem Kopf gegen die Wand,
auf die Nase fallen,
wieder aufstehen und
aufs Neue wagen.
In meinem Leben gab es nicht viel Platz für meinen eigenen Willen. Ganz im Gegenteil.
Wenn ich meinen Willen durchsetzen wollte, hieß es geflissentlich „mit dem Kopf durch die Wand“. Das machte mich zu einem schlechten Kind. Und warum? Weil ich äußerte was ich nicht wollte oder eben, was ich wollte.
Denn sag mal als Kind zu einem Erwachsen „nein, das will ich nicht“. Könnt ihr euch vorstellen, was da los ist. Ein Kind, das widerspricht! Ein Kind, das seiner Intuition, seinem Bedürfnis folgt und „nein“ sagt.
Und klar habe ich mich gewehrt, ja, eben „mit dem Kopf durch die Wand“, so lange bis mein eigener Wille gebrochen war. Bis ich nicht mehr wusste, ob meine Bedürfnisse, meine Intuition, meine Gefühle überhaupt richtig sind. Ich fing an mich in Frage zu stellen. Nicht nur einzelne Teile von mir. Nein, mich als Menschen, mich als Individuum. Und es brachte mich dazu, meinen Widerstand aufzugeben, zu folgen, zu gehorchen, eben „brav zu sein“.
Kinder lernen. Sie lernen, was ihnen, die Erwachsen vorgeben, was sie den Kindern vorleben. Lernen meist weder gehirngerecht noch kindgerecht. Lernen zu gehorchen, zu funktionieren, um später als Erwachsene einer Tätigkeit nachzugehen, die sie immer mehr frustriert, sie von Tag zu Tag etwas mehr sterben lässt. Opfern ihre Lebendigkeit für eine Gesellschaft, die im Leistungs-, Geld- und Anerkennungs-Stress lebt. Lassen sich von dieser Gesellschaft leiten, „leiden“ in ein fremdbestimmtes Leben.
Warum tun wir Menschen das? Weil wir so erzogen worden sind. Erzogen worden auf andere zu hören, zu gehorchen. Weil der eigene Wille gebrochen wurde.
Wir stellen lieber uns in Frage, als das was uns unser Gegenüber sagt. Wir hören auf die Stimme der anderen, anstatt auf unsere eigene innere Stimme, auf unsere eigene Intuition zu hören. Wir vertrauen lieber der Erfahrung anderer, als unsere eignen Erfahrungen zu machen. Wir glauben blindlings, was uns Politiker, Religionen, die Wirtschaft weismachen will, was gut und was schlecht für uns ist ohne es zu hinterfragen.
Und wir geben das unseren Kindern weiter. Wir Erwachsene, die immer ganz genau wissen, was das Beste für die Kinder ist. Doch was ist aus ihnen geworden? Was wird aus den Kindern von heute? Selbstbewusste Kinder? Lebendige Kinder? Glückliche Kinder? Was ist aus den meisten von uns geworden? Selbstbewusste Erwachsene, die ein eigenes selbstbestimmtes Leben führen? Lebendige Erwachsene? Glückliche Erwachsene?
Jedes Kind, jeder Erwachsene hat
seinen eigenen Willen, muss seine
eigenen Erfahrungen machen, um
zu wachsen, um lebendig zu bleiben,
um sein eigenes für sich bestimmtes
Leben zu führen. Alles andere ist
aufgezwungen, übergestülpt,
aufgeplappert, eben tot, hat
keine Lebendigkeit und macht
die Menschen zu Befehlsempfängern,
zu modernen Sklaven, zu
funktionierenden Robotern.
Dabei wissen bereits die Kinder ihrer Intuition zu folgen. Wissen, was ihnen gut tut und was nicht, meist besser als die Erwachsenen, denn ihr Verstand ist noch nicht überfüllt von all diesen Glaubenssätzen und Vor-Urteilen. Ihr eigener Wille ist noch lebendig, ihr eigener Widerstand noch nicht vollends gebrochen.
Und auch wir Erwachsenen können es wieder erlernen. Erlernen auf die eigene innere Stimme zu hören. Dinge zu hinterfragen. Eigene Erfahrungen zu machen, die eigene Wahrheit zu finden, ein eigenes selbstbestimmtes Leben zu führen, voller Freude und Lebenslust.
Ich kenne eine Menge „toter“ Menschen. Sie gehen, sie sprechen, sie schauen fern. Sie arbeiten manchmal hart, aber irgendwie ist der göttliche Lebensfunke in ihnen erloschen. Dabei ist er nicht für immer verloren. Das Kind, das in deiner Seele wohnt, kann jederzeit wieder Hallo sagen und den Funken zum Leben erwecken. Aber diese Menschen verleugnen die Tatsache, dass sie Träume haben. Sie verlieren den Kontakt zu ihrem Traum. Ein Mensch, der keinen Zugang zu seinem Herzen hat, lebt nicht.
Paulo Coelho
Herz-Licht Grüße
Marion Dammberg
Bewusstseins Life Coach